Frühe Nutzenbewertung - Molnupiravir bei nicht-hospitalisierten Patient*innen mit COVID-19
- Bei nicht-hospitalisierten Patient*innen mit COVID-19 ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf2, aber mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf, reduzierte die Gabe von Molnupiravir über 5 Tage (2x800mg/Tag) die Hospitalisierungs- und/oder Sterberate gegenüber Placebo von 9,7% auf 6,8%. Daten aus einer Interim-Analyse der ersten Kohorte der Zulassungsstudie hatten eine stärkere Risikoreduktion von 14,1 auf 7,3% gezeigt.
- Die Gabe von Molnupiravir erfolgt innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn. Die Verträglichkeit ist gut. Es gibt bisher keine Hinweise auf Medikamenteninteraktionen. Schwangerschaft und Stillperiode sind Kontraindikationen. Kinder und Jugendliche wurden in die Zulassungsstudie nicht aufgenommen. Molnupiravir ist mutagen, das klinische Risiko wird von der FDA als gering eingeschätzt.
- Die bisher vorliegenden Daten lassen zahlreiche Fragen offen. Eine Publikation der Daten in einem Peer-Review-Journal liegt bisher nicht vor. Die exakte Quantifizierung des Zusatznutzens von Molnupiravir im derzeitigen, deutschen Versorgungskontext ist aktuell nicht möglich.
- Die aufgrund der Einschlusskriterien (Adipositas (BMI >30), Alter >60 Jahre, COPD, Diabetes mellitus, schwere kardiale Erkrankung, chronische Lungenerkrankung, chronische Niereninsuffizienz, aktive Krebserkrankung, andere Risikofaktoren) definierte Zielgruppe ist groß. Bei begrenzter Verfügbarkeit ist eine patientenindividuelle Abwägung durch die behandelnden Ärzt*innen erforderlich. Entscheidungskriterien für Molnupiravir sind insbesondere hohes Alter und das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren. Bei immunsupprimierten Patient*innen mit unzureichender Impfantwort wird präferenziell die Gabe monoklonaler Antikörper empfohlen.
Für an COVID-19 erkrankte Patient*innen ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf stehen mit Molnupiravir und den monoklonalen Antikörpern jetzt, und in Zukunft weitere, unterschiedliche Arzneimittel zur Verfügung. Angesichts der Unsicherheiten sind Register zur engmaschigen Erfassung von Wirksamkeit und Sicherheit erforderlich. Gleichzeitig sollen begleitende Studien (Antikörper, Viruslast, Monitoring, Immunantwort, Pharmakovigilanz u. a.) initiiert und gefördert werden.