ribbon-yellow
Loading

Antivirale Prophylaxe

Stand September 2014

1Zusammenfassung

Reaktivierte oder neu erworbene Virusinfektionen gehören zu den Komplikationen antineoplastischer Therapie bei Patienten mit soliden Tumoren oder hämatologischen Neoplasien. Inzidenz und Schweregrad der Viruserkrankung hängt vor allem vom Grad der zellulären Immunsuppression ab. Gezielte Prophylaxe kann eine effektive Strategie zur Verhinderung von Virusinfektionen sein.

Die Leitlinie ‚ Antivirale Prophylaxe bei Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien‘ wurde von der Arbeitsgemeinschaft Infektionen der DGHO (AGIHO) für die Diagnostik und Therapie dieser Patienten erstellt [1]. Grundlagen sind eine systematische Literaturrecherche, die einheitliche Bewertung der Evidenzstärke [2] und ein Konsensfindungsprozess. Dies ist die Kurzfassung dieser Empfehlungen.

2Grundlagen

2.1[Kapitel nicht relevant]

2.2Epidemiologie

Das Risiko von Patienten mit soliden Tumoren oder hämatologischen Neoplasien für neu erworbene Virusinfektionen ist niedrig. Die Mehrzahl der Viruserkrankungen entsteht aus der Reaktivierung latenter Infektionen. Die häufigsten Erreger sind Herpes-simplex-Viren (HSV), Varicella-Zoster-Virus (HZV) und Hepatitis-B-Virus (HBV). Außer bei der allogenen Stammzelltransplantation spielen Cytomegalievirus (CMV) und Epstein-Barr-Virus (EBV) eine untergeordnete Rolle.

In den letzten Jahren wurde verstärkt die Bedeutung viraler Infektionen der Atemwege erkannt. Hierbei handelt es sich meist um exogen erworbene Primärinfektionen. Sie sind mit einer erhöhten Rate sekundärer Komplikationen wie bakteriellen Pneumonien und mit einer signifikanten Letalität assoziiert. Ausführlichere Empfehlungen zu RSV-Infektionen sind in Onkopedia Respiratory Syncytial Virus (RSV) – Infektionen bei Patienten nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation zusammengefasst.

2.3Pathogenese

Der dominierende Risikofaktor für virale Komplikationen unter antineoplastischer Therapie ist der Grad der zellulären Immunsuppression. Das Erkrankungsrisiko steigt mit der Intensität und der Dauer der T-Zell-Suppression. Charakteristisches Beispiel ist die hohe Rate viraler Komplikationen unter Therapie mit Alemtuzumab.

3[Kapitel nicht relevant]

4[Kapitel nicht relevant]

5[Kapitel nicht relevant]

6Therapie

6.1Therapiestruktur

Die relevanten Viren sind in Abbildung 1 zusammengefasst.

Abbildung 1: Relevante Viren für eine antivirale Prophylaxe bei Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien 
HSV – Herpes-simplex-Virus, VZV – Varicella-Zoster-Virus, CMV – Cytomegalievirus, EBV – Epstein-Barr-Virus, RSV – Respiratory Syncytial Virus, HCV – Hepatitis-C-Virus, HBV – Hepatitis-B-Virus

6.1.1Antivirale Prophylaxe bei Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien (außer Hepatitis B)

Die Empfehlungen zur antiviralen Prophylaxe richten sich nach dem Risiko zur Reaktivierung einer Virusinfektion oder zur Erkrankung an einem neu erworbenen Virus. Die Empfehlungen sind in Abbildung 2 zusammengefasst.

Abbildung 2: Antivirale Prophylaxe bei Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien (außer Hepatitis B) 

Angaben zum Grad der Empfehlung und zur Evidenzstärke sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1: Evidenz-basierte Empfehlungen zur antiviralen Prophylaxe bei Patienten mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien (außer Hepatitis B) 

Chemo-therapie

Rituximab

Alemtuzumab

Proteasom-Inhibitoren

Purin-Analoga

Autologe SZT

HSV/VZV

keine

C-II

keine

C-II

Aciclovir

A-II

Aciclovir

A-II

Aciclovir1

A-II

keine

C-II

Influenza

Impfung

A-II

Impfung

B-III

Impfung

B-III

Impfung

A-III

Impfung

B-III

Impfung

B-III

CMV

keine

C-II

keine

C-II

keine

B-II

keine

C-III

keine

C-III

keine

C-II

EBV

keine

E-III

keine

E-III

keine

E-III

keine

E-III

keine

E-III

keine

E-III

Respiratorische Viren, Adenoviren

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

HCV

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

keine

C-II

1bei folgenden Risikofaktoren: Zweitlinientherapie, Glukokortikoide, CD4 <50/µl, Alter >65 Jahre, Neutrophile <1.000/µl
HSV – Herpes-simplex-Virus, VSV – Varicella-Zoster-Virus, CMV – Cytomegalievirus, EBV – Epstein-Barr-Virus, RSV – Respiratory Syncytial Virus, HCV – Hepatitis-C-Virus, HBV – Hepatitis-B-Virus

6.1.2Prophylaxe der Hepatitis-B-Virus-Reaktivierung

Die Empfehlungen zur Prophylaxe einer HBV-Reaktivierung richten sich dem Infektionsstatus. Der Algorithmus ist in Abbildung 3, zusammen mit Grad der Empfehlung und der Evidenzstärke, dargestellt.

Abbildung 3: Prophylaxe der Hepatitis-B-Virus-Reaktivierung 

7[Kapitel nicht relevant]

8[Kapitel nicht relevant]

9Literatur

  1. Sandherr M et al.: Antiviral prophylaxis in patients with solid tumours and haematological malignancies – Update of the Guidelines of the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Submitted

  2. Maschmeyer G et al.: Infektionen in der Hämatologie und Onkologie, 2014

10[Kapitel nicht relevant]

11[Kapitel nicht relevant]

12[Kapitel nicht relevant]

13[Kapitel nicht relevant]

14[Kapitel nicht relevant]

15Anschriften der Verfasser

Dr. Lena Maria Biehl
Uniklinik Köln
Klinik I für Innere Medizin
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Prof. Dr. med. Oliver A. Cornely
Uniklinik Köln, Klinik I für Innere Med.
Zentrum für Klinische Studien
Infektiologie-Hämatologie-Onkologie
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Prof. Dr. med. Marcus Hentrich
Rotkreuzklinikum München gGmbH
III. Medizinische Abteilung -
Hämatologie und Onkologie
Nymphenburger Str. 163
80634 München
Prof. Dr. med. Gero Massenkeil
Städtisches Klinikum Gütersloh
Medizinische Klinik II
Reckenberger Str. 19
33332 Gütersloh
Dr. med. Silke Neumann
Medizinisches Versorgungszentrum
Intern. Onkologie und Hämatologie
Gynäkologische Onkologie
Sauerbruchstr. 7
38440 Wolfsburg
Prof. Dr. med. Olaf Penack
Charité - Universitätsmedizin Berlin
CVK: Campus Virchow-Klinikum
CC 14: Tumormedizin
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
PD Dr. med. Michael Sandherr
MVZ Penzberg
Schwerpunktpraxis für Hämatologie und Onkologie
Filialpraxis Weilheim
Röntgenstr. 4
82362 Weilheim
Prof. Dr. med. Marie von Lilienfeld-Toal
Ruhr-Universität Bochum
Medizinische Fakultät
Institut für Diversitätsmedizin
Universitätsstr. 105
44789 Bochum

16Erklärung zu möglichen Interessenkonflikten

nach den Regeln der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und den Empfehlungen der AWMF (Version vom 23. April 2010) und internationalen Empfehlungen

Download

Reference:

Quellenangabe:

Onkopedia-Leitlinien werden kontinuierlich an den Stand des Wissens angepasst. Die jeweils gültige Version, AGB und Nutzungsbedingungen finden Sie unter www.onkopedia.com.

Für die kommerzielle Nutzung wenden Sie sich bitte an onkopedia@dgho.de.

Onkopedia guidelines are continuously adapted to the state of knowledge. The currently valid version, terms of use and general terms and conditions can be found at onkopedia-guidelines.info.

For commercial use, please contact onkopedia@dgho.de.

Kommentare

16.09.2020 12:16
Timm Dauelsberg sagt
16.09.2020 12:16

Guten Tag,
ich kann Tabelle 1 ohne Erläuterungen zu A ll, C ll und E lll nicht verstehen.
Wie ist es mit der Dauer der Prophylaxen?

21.09.2020 09:01
Christoph Mußmann sagt
21.09.2020 09:01

Herzlichen Dank für den Kommentar und die relevante Frage!

Die Bewertung der Stärke einer Empfehlung für oder gegen eine Maßnahme richtet sich nach der Gradierung der IDSA (Infectious Diseases Society of America).
Der Buchstabe A - E beschreibt die Stärke der Empfehlung, die Ziffer I - III die Qualität der Evidenz.

Die Dauer der Prophylaxe während einer Therapie mit Purinanaloga kann über die Zahl der T-Helferzellen gesteuert und bei einer Zahl von über 200/µl beendet werden. Es gibt jedoch keine Evidenz aus randomisierten Studien zu diesem Vorgehen. Klinische Risikofaktoren wie Alter, Vortherapie, Steroidbehandlung und Dauer und Tiefe der Neutropenie sollten mit berücksichtigt werden.

Beim Einsatz von Proteasom-Inhibitoren empfehlen wir eine Fortsetzung der Prophylaxe mit Aciclovir bis 4-6 Wochen über das Ende der Therapie hinaus.

Das Onkopedia-Team.

Die Kommentarfunktion steht für archivierte Versionen nicht zur Verfügung.